Liftbetreiber beginnen ohne Genehmigung mit Erweiterung des Gletscherskigebietes im Pitztal

 

28. Juli 2006 | DAV dankt Landesrätin Hosp für engagiertes Eintreten 

Pitztal: Liftbetreiber beginnen ohne Genehmigung mit Erweiterung des Gletscherskigebietes 

München. – Die Pitztaler Gletscherbahnen (Tirol) ließen am Dienstag, den 25. Juli 2006 auf 2400 m NN an der Gletscherzunge des Pitztaler Gletschers einen Bagger einfliegen, um mit dem Bau der erst kürzlich von der Tiroler Landesregierung abgelehnten Talabfahrt zu beginnen. Damit haben sie versucht, ohne jegliche rechtliche Grundlage, also ohne behördliche Genehmigung, Tatsachen zu schaffen. Dank der schnellen Reaktion der zur Zeit in Urlaub befindlichen Landesrätin Dr. Anna Hosp wurde jedoch Schlimmstes verhindert und der Schwarzbau von höchster Stelle eingestellt. Der DAV dankt der für Umwelt zuständigen Landesrätin ausdrücklich für ihr rasches und engagiertes Auftreten. Ohne ihr beherztes Handeln wären nicht mehr gut zu machende Schäden in der Pitztaler Gletscherwelt entstanden. 

Keine Genehmigung für Talabfahrt
Hintergrund für die offensichtlich rechtswidrigen Aktivitäten im Tiroler Pitztal ist der jahrelange Streit um eine Talabfahrt vom bestehenden Gletscherskigebiet nach Mittelberg. Der Deutsche Alpenverein (DAV) hat diese Talabfahrt als einen nicht zu rechtfertigenden Eingriff in den alpinen Naturhaushalt stets abgelehnt. Auch die Tiroler Landesregierung sprach sich erst kürzlich im Rahmen einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) gegen eine Genehmigung für die neue Talabfahrt aus. Die Pitztaler Gletscherbahn hat gegen diesen Bescheid Berufung eingelegt. 

Offensichtlich wollen sich die Betreiber der Entscheidung nicht beugen und greifen zu rechtswidrigen Mitteln. Die Befürworter der Abfahrt argumentieren dabei vor allem mit der Sicherheit der Skifahrer. Denn ähnlich wie bei der Unglücksbahn am Kitzsteinhorn wird der Gletscher nur über eine Tunnelbahn erreicht. Im Notfall sollen die Skifahrer über die bis dato nicht vorhandene Abfahrt ins Tal gelangen. Ob das funktionieren kann, ist jedoch mehr als fraglich: gerade während der Hauptsaison der Gletscherskigebiete im Oktober und November ist die Abfahrt in der Regel noch schneefrei. 

Zudem würde die Abfahrt an der Braunschweiger Hütte des Deutschen Alpvereins vorbei durch bis zu 40 Grad steiles Gelände führen. Dazu müssten bis zu 30 m hohe Stützmauern errichtet werden. Auch der mit EU-Mitteln geförderte Fernwanderweg „Via Alpina“ wäre nach dem Bau der Talabfahrt zerstört. 

Keine weiteren Liftanlagen auf Alpengletschern! 

Der Deutsche Alpenverein wird jegliche Rechtsmittel – z.B. im Rahmen der Alpenkonvention - ausschöpfen, um die Talabfahrt vom Pitztaler Gletscher zu verhindern. Auch gegen die zusätzlich geplante Erweiterung des Skigebietes bis nach Hochsölden wendet sich der DAV mit Nachdruck. So soll der in unmittelbarer Nähe der Braunschweiger Hütte befindliche „Linke Ferner Kogel“ mit einer Seilbahn aus dem Tal erschlossen werden. Mit Skiabfahrten könnten dann die benachbarten Gletscher des Rettenbach- und Tiefenbachferner im Ötztal erreicht werden. 

Der Deutsche Alpenverein tritt entsprechend seinem Grundsatzprogramm dafür ein, dass die Alpengletscher nicht mit weiteren Liftanlagen bebaut werden und als natürlicher Lebensraum bestehen bleiben. Das Gebiet zwischen Pitztal und Ötztaler Gletschern ist die letzte großräumige Fläche der Region, die noch frei von Anlagen ist – und es im Sinne eines nachhaltigen Gletscher- und Alpenschutzes auch bleiben muss! 

 

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