DAV - Wasserkraft in Tirol - Gemeinsame Front gegen Ausbaupläne

 

MÜNCHEN. – Im Rahmen einer gemeinsamen Präsidiumssitzung haben DAV und OeAV am 19./20.2.2006 ihre Position zu den aktuellen Ausbauplänen der Tiroler TIWAG bekräftigt und aufeinander abgestimmt. 

„OeAV und DAV sind nicht grundsätzlich gegen Wasserkraft; wir fordern aber die strikte Einhaltung unseres gemeinsamen Kriterienkataloges“, so Prof. Dr. Heinz Röhle, Präsident des DAV, nach der Sitzung. „Wir werden die bereits seit längerem laufenden Gespräche mit TIWAG und Tiroler Landesregierung weiter intensivieren und unsere Vorstellungen zu den aktuellen Ausbauplänen erläutern“, so Röhle weiter. „Ziel ist es dabei, die TIWAG davon zu überzeugen, ihre Bemühungen zum Ausbau der Wasserkraft endlich auf Standorte ausserhalb von Schutzgebieten zu konzentrieren.“

Grundsatzprogramm der Alpenvereine bindend für alle Sektionen

Basis des Kriterienkataloges zum Ausbau der Wasserkraft ist das 1994 von allen Sektionen des OeAV und DAV einstimmig verabschiedete Grundsatzprogramm zum Schutz des Alpenraumes. Dieses Papier ist der Rahmen für das gesamte Engagement der Alpenvereine im Alpenraum – von den Arbeitsgebieten über den Hüttenbetrieb bis zum Naturschutz. 

Demnach ist der Erhalt der alpinen Naturlandschaft für die Alpenvereine und ihre Sektionen bindend, gültige Beschlusslage, die zu keiner Zeit in Frage steht. Vor diesem Hintergrund wies Prof. Dr. Röhle entschieden darauf hin, dass die Äußerungen eines Sektionsvorsitzenden für den Ausbau der Wasserkraft in Tirol dessen Privatmeinung sind und nicht die Position der Alpenvereine wiedergeben. 

Im konkreten Fall hatte sich Herbert Herbst, Vorsitzender der Sektion Frankfurt, in diversen Tiroler Medien positiv zu den Ausbauplänen im Taschachtal geäußert. Die Sektion Frankfurt besitzt dort eine Hütte (das Taschachhaus) und hat rund 730 qm Grundbesitz im Bereich der geplante Staumauer. Nach den aktuellen Plänen der TIWAG soll im Taschachtal ein Speichersee zum Ausbau der Kraftwerksgruppe Kaunertal errichtet werden.

Ausschlusskriterien der Alpenvereine

Der österreichische und deutsche Alpenverein sprechen sich nicht generell gegen den Bau von Wasserkraftwerken aus, fordern aber die strikte Einhaltung von strengen Kriterien:

Neue Kraftwerke und deren Bei- und Zuleitungen
• müssen außerhalb ausgewiesener Schutzgebiete liegen,
• dürfen zu keiner Benachteiligung des Tourismus führen,
• dürfen keine geschützten Pflanzen-, Tier- und Vogelarten nach
  der Tiroler Naturschutzverordnung 2005 zerstören,
• dürfen zu keiner Veränderung der ökologischen   Funktions-  fähigkeit der Gewässer durch Wasserableitung, Sunk, Schwall oder Stau führen und
• dürfen keine Verschlechterung des Trinkwasserdargebots darstellen.

Nach momentanem Sachstand gehen die beiden Alpenvereine davon aus, dass die derzeit diskutierten Kraftwerksprojekte gegen mehrere Kriterien verstoßen; deshalb lehnen sie die Erschließungspläne ab.

Aktueller Planungsstand der TIWAG

Noch läuft die fachliche Prüfungsphase für den Ausbau der Wasserkraft in Tirol. Von ursprünglich 16 Projekten werden bis zum Frühjahr diesen Jahres vier Projekte genauer auf ihre Machbarkeit hin untersucht: der Ausbau der bestehenden Kraftwerke im Kaunertal und im Sellrain-Silz sowie Neubauten im Malfontal und bei Raneburg-Matrei. 

Vor gut einer Woche hat die Tiroler TIWAG AG ihre Pläne bezüglich des Kraftwerkes Kaunertal nochmals grundlegend geändert. Statt eines Speichersees im Rofental oder am Riffelsee soll die notwendige Staustufe nun im Taschachtal errichtet werden.

 

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